Das Erlernen jeder Sprache erfordert die Arbeit mit neuem Wortschatz. Für viele Lernende ist das ein scheinbar unüberwindbares Hindernis. Ich erinnere mich, wie sich eine erwachsene Kursteilnehmerin einmal so sehr sorgte, dass sie sogar begann, Gedächtnispräparate einzunehmen. Dabei gibt es natürlich deutlich weniger drastische Methoden. Genau darum geht es in diesem Beitrag.
Ich kann mir einfach keine Wörter merken!
Aus meiner Unterrichtserfahrung weiß ich: Es gibt mehrere häufige Gründe, warum neue Wörter nicht im Gedächtnis bleiben. Diese können je nach Sprachniveau unterschiedlich ausfallen.
Typische Fehler:
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Fehlender systematischer Ansatz
Natürlich kann man wahllos Vokabeln lernen oder sogar versuchen, ein Wörterbuch Seite für Seite auswendig zu lernen. In der Regel bringt das aber wenig. Warum? Weil effektives Lernen Struktur braucht. Im Idealfall begegnen Ihnen neue Wörter in denselben Texten, die Sie lesen oder hören, und Sie versuchen, eigenständig Sätze damit zu bilden. Genau nach diesem Prinzip arbeiten viele klassische Lehrwerke. Besonders auf Anfängerniveau ist ein solcher Aufbau entscheidend: Zu jedem Thema gehört ein klar definierter Wortschatz, der im gesamten Kapitel immer wieder aufgegriffen wird. Wenn Ihnen dagegen in einem Text jedes zweite Wort unbekannt ist, sollten Sie vielleicht ein bis zwei Niveaustufen zurückgehen.
Am besten ist es, wenn neu gelernte Wörter in denselben Texten auftauchen, die man liest und hört.
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Vernachlässigung der Wortbildung
Die deutsche Sprache ist ein Baukastensystem. Aus einem Verb kann man ein Substantiv oder Adjektiv bilden – und umgekehrt. Präfixe und Suffixe helfen, die Bedeutung zu verändern, und zusammengesetzte Wörter lassen sich oft in verständliche Einzelteile zerlegen. Aber das muss man können! Sonst sorgt jedes Wort wie Auftrag, Antrag, Betrag, Beitrag, Vortrag, Vertrag für Panik.
Die deutsche Sprache ist ein Baukasten, in dem aus Wörtern, Präfixen und Suffixen neue, komplexe Wörter entstehen.
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Vernachlässigung der Grammatik
Forschung zeigt: Für Erwachsene ist Lernen ein bewusster Prozess. Zu hoffen, man werde „einfach so“ sprechen, nur weil man die Sprache um sich herum hört, ist ein Irrtum. Deshalb ist es wichtig, sich von Anfang an mit der Grammatik auseinanderzusetzen – und keine Angst davor zu haben. Wer die Satzstellung, den Gebrauch von Artikeln und Deklinationen versteht, kann sich Wörter besser merken: Man wird problemlos Nomen von Adjektiven unterscheiden und schnell das Verb im Satz finden. So wird Deutsch vom gefährlichen Löwen zum zahmen Haustier :)
Zu hoffen, dass man sprechen wird, nur weil man die Sprache hört, ist ein Irrtum!
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Fehlende Regelmäßigkeit
Fremdsprachen geraten schnell in Vergessenheit – je niedriger das Niveau, desto schneller. Wenn man vor einem Jahr A2 hatte, die Sprache aber seitdem nicht mehr genutzt hat, erinnert man sich wahrscheinlich nur noch an Zahlen und ein paar einzelne Wörter. Ich sage immer: Wir vergessen fast genauso schnell, wie wir gelernt haben. Deshalb ist ein regelmäßiger Kontakt zur Sprache unverzichtbar. Selbst ein deutscher Song im Radio ist besser als nichts. Am besten ist natürlich bewusstes Lernen – aber selbst ein kleiner Impuls zählt.
Wir vergessen eine Sprache fast genauso schnell, wie wir sie gelernt haben.
Und wie ist es mit Prüfungen?
Ein paar Worte zur Prüfungsvorbereitung:
In einem TestDaF-Vorbereitungskurs klagte eine Teilnehmerin über Probleme beim Hörverstehen. Um daran zu arbeiten, beschloss sie, Netflix-Serien auf Deutsch zu schauen. Natürlich bringt das etwas – aber bei einer halb-akademischen Prüfung ist es naiv zu glauben, dass eine neue Staffel von Emily in Paris wirklich weiterhilft.
TestDaF verlangt gezielte Vorbereitung:
- Erweiterung des Wortschatzes,
- gezielte Wiederholung und Erarbeitung der Grammatik,
- Training jeder einzelnen Aufgabentypologie.
All das finden Sie in meinen Videokursen:
- Vorbereitung auf TestDaF digital – Lesen
- Vorbereitung auf TestDaF digital – Schreiben
- Vorbereitung auf TestDaF digital – Sprechen (bald auf der Seite!)
- Vorbereitung auf Goethe-Zertifikat B2